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Die Erbin der Welt | Rezension

Standard, 4. Mai 2017, Tasmetu,5799 Views1 Comment
Die Erbin der Welt by N. K. Jemisin
Published by blanvalet Verlag Genres: Fantasy
Pages: 448
Buy on Amazon
four-stars

„Es ist wichtig, dass man Schönheit zu schätzen weiß, auch wenn es eine teufliches Schönheit ist.“

Die Erbin der Welt by N. K. Jemisin
Published by blanvalet Verlag Genres: Fantasy
Pages: 448
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Die Autorin:

N.K. Jemsisin wurde 1972 in den USA geboren und ist Autorin und Bloggerin. Sie würde für eines ihrer Bücher mit dem Hugo Award ausgezeichnet.
Der englische Originaltitel des Buches heißt „The Hundred Thousand Kingdoms“ und die Reihe heißt der „Inheritance Trilogy“.

Die Story:

Natürlich befolgt Yeine Darr den Befehl ihres Großvaters, sich unverzüglich aus der Provinz zu seinem Palast zu begeben. Schließlich ist er der Herrscher über die ganze Welt. Doch als er sie zu seiner dritten Erbin ernennt, befindet sie sich unvermutet inmitten tödlicher Palastintrigen. Ihre einzige Hoffnung auf Überleben ist ein Bündnis mit Nahadoth – dem zwar versklavten, aber immer noch ebenso mörderischen wie verführerischen Gott der Finsternis.

Meine Meinung:

Schon seit Jahren verstaubte diese Fantasyreihe bei mir im Regal. Und nun, endlich, nahm ich der ersten Band von „Das Erbe der Götter“ zur Hand.

Kritik
Ich gebe zu, dass ich einen sehr schweren Einstieg hatte. Jemisin hält sich nicht mit Worldbuilding oder Erklärungen auf, man wird mitten hineingeworfen in unzählige unbekannte Begriffe, verwirrende Namen, eine fremde Welt mit einzigartiger Magie und den Spuren eines Götterkrieges. Auch wird uns nicht all zu viel über die Protagonistin oder ihre Vergangenheit erzählt. Das machte es einem schwer, reinzukommen. Die ersten 50 bis 100 Seiten war ich konstant verwirrt und sehnte mir einen Glossar herbei (den es übrigens gibt. Versteckt zwischen Ende des Buches und Leseprobe für Band 2 – war also meine eigene Schuld, dass ich den erst am Ende fand). Aber irgendwann wurde es klarer und ich verstand die Welt, die Magie, die Götter und die Systeme im Palast.
Was dem Buch eigen ist und was mich fast durchgehend gestört hat, waren immer wieder Absätze, die den normalen Lesefluss unterbrachen und willkürliche Anmerkungen in den Raum warfen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Da wechselte die Perspktive und scheinbar vollkommen kontextlose „Gedanken“ wurde eingeworfen. Ich meine, nach Beenden des Buches, verstanden zu haben, wozu sie dienten, aber sie störten leider den lockeren Lesefluss extrem.
Mein letzter Kritikpunkt, bevor wir zu den positiven Aspekten kommen, ist Yeine, unsere Protagonistin. Während ich alle Charaktere immer wunderbar bildlich vor Augen hatte, blieb sie für mich immer unnahbar. Sie akzeptiere vieles sehr schnell, obwohl sie genauso in diese Welt geschmissen wurde wie der Leser. Es gab wenig emotionales von ihr, manchmal wirkte sie deshalb sehr kühl. Es wird zwar beschrieben, dass sie z.B. Tränen in den Augen hat, aber ihre Gefühle an sich werden nie umrissen, was ich sehr schade fand.

Diversität
Denn Yeine war eine großartige Protagonistin. Sie war nicht nur von dunkler Haut (auch wenn das bei dem Cover nicht zu erwarten wäre – *hust* White Washing *hust*), sondern sie war auch klein, nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal angepasst und hatte kurze Locken. Noch dazu war sie unglaublich taff, schlagfertig und manchmal auch voller Sarkasmus. Ihr Temperament war wild und sie war stark und mutig, aber nie arrogant. Ihr kultureller Hintergrund ist sehr spannend: Ihr Mutter kommt aus der Königsfamilie (wurde aber verstoßen), ihr Vater is ein einfacher Mann eines „Barbarenvolks“. Inmitten dieses Volkes, welches übrigens matriachalisch organisiert ist, wächst sie auf und legt ihren Hintergrund auch nie ab. Auch die anderen Charaktere hatten oft anderweitige, kulturelle Einflüsse und es wird immer wieder erwähnt, wie vielfältig die Welt ist. Für Diversität bekommt dieses Buch auf jeden Fall eine Bestnote.

Machtdynamik
Was ebenfalls unglaublich interessant war, war die Machtdynamik in dieser Geschichte. Yeine ist einerseits stark und mächtig und traut sich sehr viel, andererseits ist sie aber im Vergleich zu manchen (z.B. den Göttern) ein Nichts und ist sich dessen auch immer bewusst. Sie ist nie überheblich oder sieht auf andere herab. Niemand wird von ihr aufgrund des Standes schlechter oder besser behandelt. Sie weiß, dass sie stärker ist als manche, aber auch schwächer. Und sie bietet selbst den Mächtigen immer wieder Paroli, bleibt dabei aber bodenständig. Sie greift nach dem Höheren, ohne habgierig zu sein. Sie geht auf ihre ganz eigene Weise mit den Göttern um, obwohl sie weiß, dass ihre Existenz für sie auf lange Sicht wenig bis keine Bedeutung haben wird. Sie ist einerseits devot und gleichzeitig dominant. Außerdem erkennt sie, dass es Dinge auf dieser Welt gibt, die ein Mensch niemals verstehen wird. Was wahr ist und die Geschichte sehr bereichert hat.
Aber nicht nur die Machtdynamik zwischen Yeine und den anderen war interessant, sondern auch die zwischen den Göttern mit den Menschen, bzw mit den anderen Göttern. Oder auch innerhalb der Königsfamilie. Es war einfach sehr sehr spannend, darüber zu lesen, auch wenn ich es jetzt – ohne zu spoilern – nicht gut erklären kann.

Naradoth – oder der Reiz des Bösen
Wer jetzt bei Diversität und Machtdynamiken abgeschreckt wurde, weil es alles etwas „trocken“ klingt, wird eine Überraschung erleben. Obwohl das Buch viele Macken hat und Yeine manchmal etwas „emotionslos“ daher kommt, hat es auch einige Elemente, die einen dazu verleiten, süchtig zu werden. Zum Beispiel Naradoth, der Gott der Finsternis. Er ist ein exzellentes Beispiel für den Reiz des bösen, mächtigen Gottes, dem man verfällt, selbst man das gar nicht will. Auch Yeine tut das und Jemisin spart nicht an den Fantasien, die sie von ihm hat. Sex und Verführung spielen eine zentrale Rolle in diesem Buch, aber auch Zärtlichkeit, Zuneigung, Verlust und Macht. Naradoth ist dieser klassische Charakter, der eigentlich ein Monster ist, den man aber trotzdem lieben lernt und der auch Zärtlichkeiten übrig hat. Und obwohl ich bei sowas eigentlich die Augen rolle, bin ich ihm verfallen. Restlos.

Einzigartigkeit
Was mich an diesem Buch aber am meisten begeistert hat, war die Individualität. Nicht nur Yeines diverser, kultureller Hintergrund oder die interessanten Machtdynamiken machten es originell, sondern einfach viele kleine Elemente. Jemisin weiß, wie sie provozieren kann und setzt somit einen komplexen Prozess des Nachdenkens in Gang. So spielt sie z.B. mit den Themen Inzest, Sadismus/Masochismus, mit Ängsten, mit Veränderungen, mit Liebe und Hass und ihrer Kombination, mit Verrat, mit dem Thema Sklaverei und schlicht und ergreifend göttlicher Macht, die ein Mensch – also auch der Leser – nicht verstehen kann. Viele Fragen bleiben am Ende offen, aber das ist okay.

Fazit
Das Buch ist sicherlich nicht für jeden etwas. Der Schreibstil ist schwierig und der Einstieg ist alles andere als leicht. Das Buch ist bei weitem nicht frei von Fehlern und verpasstem Potenzial, aber mich konnte es dank seiner Besonderheiten und der spannenden Magie und der interessanten Welt, am Ende nicht nur überzeugen, sondern richtig fesseln. Ich wollte es zum Schluss gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich freue mich schon sehr auf die anderen zwei Bände, auch wenn sie nicht mehr aus Yeines Perspektive geschrieben sind.

Eine Herausforderung, die sich lohnt

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Nächstes Buch: Guides – Robinson Wells

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1 Kommentar

  • Antworten Die letzte Leseliste - Tasmetu 13. November 2017 um 13:52

    […] Die „Das Erbe der Götter“ Trilogie von N.K. Jemisin. Band 1 habe ich bereits gelesen & rezensiert, Band 2 lese ich aktuell & Band 3 wird bald […]

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