Ivory & Bone | Rezension
Published by Fischer Verlage Genres: Jugendbuch, Liebe
Pages: 370
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„Was wir zurückgelassen haben, kann man nicht sehen, was wir gesammelt haben, kann man nicht tragen.“
Ivory & Bone by Julie Eshbaugh
Published by Fischer Verlage Genres: Jugendbuch, Liebe
Pages: 370
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Die Autorin:
Julie Eshbaugh kommt aus Philadelphia, hat aber schon an unterschiedlichen Orten gelebt. Ursprünglich war sie als Produzentin von Kurzfilmen und einer YouTube-Serie bekannt, mittlerweile ist sie Autorin.
Die Story:
Kol verliert sein Herz an die Mammutjägerin Mya, als er zum ersten Mal sieht. Alle erwarten, dass die beiden eine Verbindung eingehen und dadurch den Fortbestand ihrer Clans sichern. Doch Kol unterläuft bei der Jagd ein Fehler, und Mya straft ihn mit Verachtung. Da schlägt ein weiterer Stamm sein Lager in der Nähe auf, und ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit kommt zutage. Kol muss den Kampf aufnehmen: für den Erhalt seines Stammes, gegen die Naturgewalten, und um Mya, für die er trotz allem ungebrochen brennt …
Meine Meinung:
Als ich den Klappentext dieses Buches las, wurde ich ganz hibbelig. Ein Jugendbuch, das in der Steinzeit spielt und in dem die verschiedenen Stämme eine große Rolle spielen? Count me in! Dazu noch das hübsche Cover? Ich war schon lange nicht mehr so neugierig auf ein Jugendbuch.
Doch leider war dieses Buch alles andere als überzeugend. Eshbaugh schafft es zwar, mit ihren poetischen Worten wunderschöne Landschaftsbilder zu malen, versaut den Rest der Geschichte aber so dermaßen, dass es fast schon wieder einen Preis verdient. Denn es gibt quasi keinen Plot. Die erste Hälfte des Buches hat überhaupt keinen roten Faden, außer dass Kol auf Mya steht, obwohl er sie überhaupt nicht kennt und sie ihn schlecht behandelt. Immer wieder fällt der Satz, dass er ja gar nicht an ihr interessiert sei und sie ja ach so hochnäßig ist (= einfach kein Interesse an ihm hat), obwohl er es natürlich doch ist. Generell steht Kol auf alles was zwei Brüste hat, denn in seinem Clan gibt es keine jungen Frauen und Mya (und ihre Schwestern) sind die ersten Frauen seines Alters die er seit sehr vielen Jahren zu Gesicht bekommt. Allein dieses Konstrukt lässt meine Augenbrauen den Mond grüßen. Wieso zur Hölle gibt es in seinem Clan keine Frauen? Was für einen Sinn hatte das, außer dass Kol und seine Brüder vollkommen notgeil rüberkommen, weil sie jedes Mädchen, das ihren Weg kreuzt, total toll finden?
Die Charaktere sind flach, die Erzählung vollkommen blass und dem ganzen Buch fehlt es an Tiefe. Und zwar nicht nur ein bisschen. Als dann, nach rund 200 Seiten, tatsächlich noch etwas anders passiert außer „Ich mag Mya, ich mag sie nicht, ich mag Mya, ich mag sie nicht“, ist auch dieses Element platt und fühlt sich verkehrt an. Alles, was folgt, ist mehr als voraussehbar und die Liebesgeschichte(n) sowas von kitschig und rosarot, dass es aus dem Buch nur so raustropft. Spannung: Fehlanzeige. Interessante Handlungen oder Elemente, die das Setting absolut hergegeben hätte: Nicht vorhanden. Tiefe oder komplexe Hintergründe: Kann man das essen?
Was ich Eshbaugh zu Gute halten muss, ist, dass sie die Frauen relativ gleichberechtigt darstellt. Ich weiß nicht sicher, wie die Menschen in der Steinzeit gelebt haben – zumal es im Buch auch keine Ortsangabe oder konkretere Zeitangabe gibt -, aber ich weiß, dass dort jeder seinen Anteil leisten musste, damit ein Clan überleben kann. Dazu gehört auch, dass Frauen sehr wohl jagen und eine Stimme haben, etc. Auch hat sie zumindest versucht, einen – in der Gemeinschaft akzeptierten – homosexuellen Charakter einzubauen. Okay, es wird nur einmal erwähnt und danach nie wieder, aber naja… besser als nichts? (Ihr seht, ich klammere ich hier an dünne Grashalme). Auch Kols Liebe zu Tieren und Myas Unabhängigkeit sehe ich positiv.
Allerdings hat sie andere Details wieder total verkackt. Um nur ein Thema von vielen zu nennen: Ehe. Nicht nur, dass die Menschen damals sicher nicht bis Anfang/Mitte zwanzig gewartet haben, um eine intime Beziehung einzugehen (die wurden damals nur 40. Maximal.), sondern auch der Bund der Ehe… ist Eshbaugh eigentlich bewusst, dass eine Ehe erst mit der Religion Sinn macht? Eine Hochzeit und Verlobungen, sowas gab es in der Steinzeit nicht. Ja, mag sein, dass es monogame Partnerschaften gab und bestimmt wurden zB Frauen auch mal an wen versprochen (um Bande mit anderen Clans zu knüpfen und auch um Gene zu vermischen). Aber Heiratsanträge? Verlobungen? Hochzeiten? SERIOUSLY?
Auch das Thema Elternschaft ist so eine Sache. In einem nomadischen Clan, wie dieser einer ist, gibt es keine starre Eltern-Kind-Beziehung & -Erziehung. Da kümmert sich jeder im Klan um jeden. Die Gemeinschaft steht vor allem anderen, jeder erzieht alle Kinder, usw. Denn wenn die Gemeinschaft nicht als Einheit fungiert, können sie nicht überleben. Individualismus und Egoismus haben dort weder Platz noch Chance.
Auch die Erzählperspektive fand ich unausstehlich. Kol erzählt in der Ich-Perspektive. Und spricht den Leser – oder besser gesagt Mya – immer mit „Du“ an. Nervig, unnötig, verwirrend.
Alles in allem hatte das Buch so viel Potenzial und man merkt, dass Eshbaugh ein Gefühl für die Schönheit und Kraft von Worten besitzt, aber es ist leider nicht einmal im Ansatz ein gutes Buch geworden. Es hapert an so vielen Ecken und Enden, dass es mich sehr traurig und missmutig zurück lässt.
Eine Idee mit so viel Potenzial, ein Schreibstil mit solch einer Schönheit und so eine Verschwendung von Papier.
Anmerkung: Dieses Buch war ein Rezensionsexemplar des FISCHER Sauerländer Verlags – vielen, vielen Dank! :)
Guten morgen liebe Tasmetu,
mir ging es mit diesem Buch genauso wie dir. Ich fand es zudem auch noch stinklangweilig. Ich habe mich regelrecht durch die Seiten gequält. Aber gut, dass wir mit unserer Meinung nicht alleine dastehen. :D Ich habe bisher noch keine positive Rezension gesehen.. -.-
Liebste Grüße
Sonja
Jaaaa, spannend ist was anderes :’D
Ich tatsächlich auch nicht :(