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Loslassen | Rezension

Standard, 28. März 2017, Tasmetu,6073 Views1 Comment
Loslassen Published by Malik, Piper Verlag Genres: Reise, Sachbuch
Pages: 224
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two-stars

„Aber hat diese Endlichkeit nicht auch ihren Reiz?“

Loslassen Published by Malik, Piper Verlag Genres: Reise, Sachbuch
Pages: 224
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two-stars
Die Autorin:

Katharina Finke wurde 1985 in Deutschland geboren und arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Medien, z.B: den Spiegel oder das ZDF.

Die Story:

Als Katharina Finke nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund ihren Mietvertrag kündigt, entschließt sie sich, alles loszulassen, was sie bindet. Sie verschenkt und verkauft beinahe ihren ganzen Besitz und macht das Reisen zu ihrem Alltag. Als moderne Nomadin arbeitet sie rund um den Globus, lebt aus dem Koffer und wohnt auf Ausklappsesseln und in Luxusappartements. Sie lernt, ihren Impulsen zu trauen und ihre Ängste zu erforschen; schätzt die Erfahrungen, die sie unterwegs sammelt, und das intensivere Lebensgefühl, das sie durch die Befreiung von materiellen Dingen verspürt. Sie erlebt, wie radikale Freiheit überglücklich und zutiefst einsam macht. Dies ist ein Buch darüber, was es heißt loszulassen. Und woran es sich lohnt festzuhalten.

(kopiert von der Verlagsseite)

Meine Meinung:

Manchmal freut man sich so sehr auf ein Buch, dass es einem wörtlich das Herz bricht, wenn es dann eine Enttäuschung ist. Genau das ist hier leider passiert. Laut dem Klappentext geht es darum, wie Katharina Finke nach einer schweren Trennung aufbricht und nur mit sehr wenig Besitz die Welt erkundet. Es verspricht Minimalismus, Nachhaltigkeit, Einsichten, Emotionen und vor allem eins: spannende Reiseerfahrungen. Doch dieses Buch ist vieles, nur eben nicht das. Und das tut mir so unendlich leid, denn das ursprüngliche Konzept wäre so großartig gewesen.
Zunächst einmal beginnt das Buch mit dem Auflösen ihrer Wohnung, was an sich ein guter Einstieg in die Geschichte war, doch leider verfängt sie sich hier ein wenig, schreib seitenweise über alte Erinnerungsstücke und den Flohmarkt. Eigentlich sollte es danach ja mit dem großen Reisen losgehen, stattdessen springt sie zurück in die Vergangenheit. Und zwar nicht ein Jahr zurück, wo die tatsächliche Trennung stattfand, sondern in ihre Kindheit und ihren ersten Reiserfahrungen. Sie holt mit privaten Erinnerungen unglaublich weit aus, erzählt zwischen unwichtigen Nebendetails sehr hektisch und kurz angebunden von ehemaligen Reisen und Praktika als Studentin, rollt ihren ganzen Lebenslauf inklusive allen Überlegungen und Zweifeln aus und kommt einfach nicht zum Punkt. Wir erfahren alles über ihr Studium, ihre Oma und ihr Problem, keinen Weg für sich zu finden.
Versteht mich nicht falsch. Solche Themen haben durchaus ihre Berechtigung und natürlich sind sie für Finke wichtig, denn sie machen sie zu dem Menschen, der sie ist und sorgen im Endeffekt für ihre radikale Lebensänderung. Manchmal habe ich mich sogar in ihr wiedergefunden. Aber es war einfach nicht das Thema des Buches, weshalb es irgendwann nur noch anstrengend war. Denn es mag vielleicht unsensibel von mir sein, aber ich habe das Buch wegen der Reiseerfahrung und ihrem neuen Lebensstil zur Hand genommen und nicht weil ich alles über ihre Oma wissen wollte. Und um so etwas gut einzubinden, schreibt sie leider auch nicht mitreißend genug, auch wenn der Schreibstil ansonsten nicht schlecht ist.
Es dauert über die Hälfte des Buches, bis wir überhaupt wieder zeitlich an dem Punkt sind, wo das Buch begann und dieser „minimalistische Reisestil“ theoretisch losgehen sollte. Theoretisch. Denn dieses „hektische Abfrühstücken“ ihrer Reiseerfahrungen hört leider auch jetzt nicht auf. Sie springt von Ort zu Ort und Entscheidung zu Entscheidung und von den Reisezielen und ihren Erfahrungen dort erfahren wir fast gar nichts. Immer wieder gibt es gute Passagen, wo sie Entscheidungen reflektiert und mit den Konsequenzen ihres neuen Lebensstils konfrontiert wird, Dinge in Frage stellen muss und wichtige Lebenslektionen lernt. Leider konnte sie diese aber nicht wirklich gut rüberbringen und sie gingen in den sprunghaften, halbherzigen Reisebeschreibungen unter. Erst ganz am Ende des Buches wird es besser und interessanter. Ansonsten bleibt Finke mir fremd, genau wie die Orte, die sie besucht. Ich wollte heulen, denn ich hatte mich SO! SEHR! auf dieses Buch gefreut.
Ich möchte nicht sagen, dass das Buch komplett schlecht ist. Doch es steht in starkem Kontrast zu dem, was es verspricht zu sein. Es konnte deshalb meine Erwartungen nicht erfüllen und ich dachte immer wieder, dass man es wohl besser als Memoiren statt als Reisebericht vermarkten sollte. Denn in einem anderen Kontext wäre das Buch durchaus gut gewesen. Auch die Grundaussagen, die sie trifft, kann ich nur unterstreichen. Wer aber – so wie ich – Reiseberichte voller Herzblut und spannenden Erfahrungen eines minimalistischen, nachhaltigen Reisestils lesen möchte, wird leider enttäuscht werden.

Nicht das, was es verspricht zu sein

Anmerkung: Dieses Buch war ein Rezensionsexemplar des Piper / Malik Verlags – vielen Dank dafür. :)

Nächstes Buch: noch ungewiss

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1 Kommentar

  • Antworten Bücher, auf die ich mich freue | Frühjahr 2017 - Tasmetu 2. April 2017 um 12:01

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