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„Ich bin gut genug.“

Standard, 7. Februar 2017, Tasmetu,12031 Views15 Comments

„Ich bin gut genug.“

Ein Satz, den ich noch vor wenigen Wochen nicht einmal denken konnte. Da war immer ein „nicht“ dabei.

Ein Igel mit Tollwut

Ich glaube, man merkte es den letzten Kolumnen deutlich an: Ich war wütend, traurig, frustriert. Das „nicht gut genug sein“ spielte dabei ein wesentliche Rolle und zwar auf sämtlichen Ebenen – von den Absagen von Verlagen bis hin zu privaten Sachen. Ich fühlte mich nicht gut genug und verwandelte mich dadurch in einen Igel mit Tollwut. Nur das der mir überhaupt nichts brachte. Im Gegenteil. Ich verkroch mich so weit in mich selbst, dass ich mich mit meinen eigenen Stacheln verletzte.

Ein neuer Morgen

Irgendwann war aber der Punkt erreicht, an dem es kippte. An dem es ohne einen ersichtlichen Grund plötzlich in die andere Richtung ging. Ich stand aus meiner Pfütze des Selbstmitleids auf und traf Entscheidungen, vor denen ich Angst hatte und Angst habe.
Die erste Entscheidung war, endlich diese Entscheidungen zu treffen. Das ist nichts, was man mal eben kurz macht und was immer reibungslos verläuft und in einem Tag abhandelt. Wie schon angekündigt, wird 2017 mein Jahr der schweren Entscheidungen. Aber ich habe keine Angst mehr davor, sie zu treffen. Ich habe zwar noch Angst vor dem, was danach kommt, aber nicht mehr vor der Entscheidung an sich. Und das ist ein verdammt wichtiger, erster Schritt.
Ein neuer Morgen brach an und ich verstand endlich, dass das jeden Tag passiert. Jeden Tag beginnt ein neuer Morgen und ich kann mein Bestes versuchen, mit diesem Morgen in einen guten Tag zu starten.

Steine im Weg

Die Steine, die in meinem Weg liegen und an denen ich mir Hände, Füße und Gedanken blutig geschlagen habe in den letzten Monaten, sind ein Gebirge. Aber es ist nicht das Himalaya. Und da wegschieben offenbar nicht funktioniert hat und ich den sagenumwogenen Tunnel nicht finde, werde ich nun die Passstraße nehmen. Das Ziel ist das gleiche, der Weg ist ein anderer.
Ich lasse zu schweres Gepäck unten liegen, ziehe meine Mütze tief in die Stirn und über die Ohren, um die Zweifel und Wünsche anderer nicht mehr hören zu müssen, und gehe los.
So fühle ich mich gerade, auch wenn ich nicht genau weiß, ob die Metapher es wirklich gut trifft oder ob besagtes Gebirge ohnehin nur in meinem Kopf existiert.

Ein wackeliger Gedanke

Es ist ein langsamer Prozess, der gerade in meinem Kopf stattfindet. Ihr werdet sicher noch mehr davon mitbekommen und es wird sicherlich noch mehr solche verwirrenden Posts wie diesen hier geben. Aber ich merke, dass ich mich verändere. Auf eine gute Art und Weise. Und einer der größten Erfolge war es, als ich mir zum ersten Mal dachte „Ich bin gut genug“.
Jahrelang hatte ich mir eingeredet, es nicht zu sein. Und hatte das auch von außen immer wieder erfahren. Aber damit ist jetzt Schluss.
Bereits in den letzten Monat habe ich – auf das Autorenleben bezogen – immer wieder gesagt „Ich kann das“, was auch sehr gut ist, aber meine Unsicherheit und meine Zweifel waren trotzdem noch da. Nur weil ich es kann, heißt es nicht, dass ich auch gut genug bin um mein Ziel zu erreichen. „Ich kann“ ist nicht das gleiche wie „Ich bin“.
Und dann kam dieser wackelige Gedanke daher, der schüchtern und vorsichtig und ängstlich war. Aber er war da. Und ich wiederholte ihn so oft, bis er nicht mehr wackelig war. Ich bin gut genug. Ich bin gut genug. Ich bin gut genug. ICH BIN GUT GENUG.
Es mag noch kein unerschütterliches Fundament für diesen Gedanken geben, aber er ist da. Er ist endlich da und ich glaube, er wird mein Leben verändern. Denn aus einem Gedanken wird ein Gefühl, wird eine Handlung, werde Ich.
Auch wenn ich Rückschläge erleiden werde, wird dieser Gedanke da sein. Und er wird mich antreiben, immer weiter zu gehen.

Trau dich

Was ich damit sagen will, ist, dass ihr das auch zulassen solltet. Ich habe wirklich fast mein ganzes Leben damit verbracht, mich nicht gut genug zu fühlen, obwohl das Quatsch war. Wem will ich denn etwas beweisen? Für wen muss ich denn gut genug sein? Richtig, nur für mich. Und niemanden sonst. Und ich bin gut genug für mich. Und sobald ich das verstanden und verinnerlicht habe, werde ich auch gut genug für alle anderen sein. Der Weg dahin ist noch lang, aber er ist machbar und ich werde ihn bezwingen.

Trau dich, gut genug zu sein. Trau dich, dir selbst zu sagen, dass du es bist. Warte nicht darauf, dass es dir jemand anderes sagt. Die Worte der anderen bringen dir nichts, wenn du selbst nicht daran glaubst. Glaube daran, gut genug zu sein. Wage es, es zu fühlen und dein Leben verändern zu lassen.

Ich traue mich das jetzt. Und ich freue mich, euch an diesem neuen Lebensabschnitt teilhaben zu lassen.

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15 Kommentare

  • Antworten nadine 7. Februar 2017 um 8:47

    Hallo Tasmin, danke für diesen mutigen Post. Du sprichst mir gerade aus der seele!

    • Antworten Tasmetu 9. Februar 2017 um 17:27

      Liebe Nadine,

      danke dir. Ich hoffe er konnte dir irgendwie helfen :)

    • Antworten Tasmetu 14. Februar 2017 um 10:37

      Danke Nadine, das freut mich sehr :)

  • Antworten Buchstabenträumerin 7. Februar 2017 um 10:03

    Liebe Tasmin,
    das hast du toll geschrieben! Du hast vollkommen recht mit dem, was du sagst. Zum einen kann man noch so oft sagen „ich kann“, das ist aber tatsächlich kein „ich bin“. Zum anderen musst du wirklich für niemanden „gut genug“ sein, als für dich selbst. Ist das nicht im Grunde wunderbar? Aber ich kann sehr, sehr gut verstehen, wie schwierig das sein kann, da ich oft genug ebenso gedacht und gefühlt habe (und es auch immer mal wieder tue). Viel Erfolg auf dem Weg :)
    Liebe Grüße,
    Anna

    • Antworten Tasmetu 9. Februar 2017 um 17:32

      Liebe Anna,

      danke dir. <3 Ja, es ist wunderbar, aber definitiv nicht leicht. Aber es wird. :) Und auch für dich ein Reminder: Du bist auch gut genug. Immer.

    • Antworten Tasmetu 14. Februar 2017 um 10:39

      Liebe Anna, bitte entschuldige die späte Antwort. Die Prüfungsphase hat mich etwas verschluckt.
      Danke dir für den lieben Kommentar :) Und ja, es ist wunderbar. Diese Erkenntnis, wenn man es wirklich wirklich VERSTANDEN hat, ist einfach unglaublich befreiend. Natürlich wird man immer wieder Tage haben, wo man sich nicht so fühlt, aber das ist auch okay. Die gehen vorbei. :) Ich wünsche dir auch weiterhin viel Erfolg <3

  • Antworten Rebecca 7. Februar 2017 um 17:05

    Ich finde diesen Text so schön und wahrhaftig, dass ich ihn mir jetzt glatt 3x durchgelesen habe.
    Im Moment habe ich auch so eine Phase. Ich zweifel heftig an mir, an dem was ich bin, was ich schaffen kann, was ich sein möchte etc. Und immer wieder schaue ich nach links und rechts und sehe zig andere Leute, in so vielen Bereichen, privat, beruflich, beim Bloggen, die es doch um so vieles besser können als ich. Die auch sichtlich Erfolg haben. Die irgendwie nie Zweifel zu haben scheinen und sich wie ein Panzer ihren Weg planieren.

    Ich weiß aus der Vergangenheit, dass ich diese Phase abschütteln kann. Ich wieder sicherer werde. Aber jedes Mal seine eigenen Ängste niederzuringen, das Stimmchen im Kopf mit einer anderen zu übertönen, sie nieder zu argumentieren ist echt ein Kampf, der vielleicht nie wirklich aufhört. Der sehr schlaucht.

    Aber solche Texte in solchen Zeiten sind Balsam. Bestärken einen und ich hoffe und wünsche dir, dass du dieses Jahr mit all deinen Entscheidungen stärker wirst und dir dieses „Ich bin gut genug“ locker flockig und doch bestimmt von den Lippen kommt. Und zwar auf Dauer.

    Liebe Grüße
    Rebecca

    • Antworten Tasmetu 9. Februar 2017 um 17:38

      Liebe Rebecca,

      danke dir. So so so so sehr. Dein Kommentar hat mich sehr bewegt. Danke dir <3
      Vergleichen ist immer schlecht. Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Kenne das viel zu gut. Aber die allermeisten Leute zweifeln und scheitern immer wieder - aber nur wenige sprechen darüber. Im Zeitalter von Instagram und dem "perfekten Online-Ich" ist es besonders schwer, sich über kleine Erfolge zu freuen oder auch Fehler und Misserfolge als einen wichtigen Schritt nach vorne zu sehen.
      Und danke dir für die guten Wünsche, ich wünsche dir das Gleiche. <3

    • Antworten Tasmetu 14. Februar 2017 um 10:47

      Liebe Rebecca,
      bitte entschuldige die späte Antwort. Die Prüfungsphase hat mich etwas verschluckt. Und danke dir für deinen Kommentar. :)
      Es ist schön, nicht allein zu sein. So Phasen des Zweifels sind immer besonders ekelig, weil man da mit sich selbst alleine ist und man sich auch nur selber wieder rausholen kann. Und du wirst, wie du das ja glücklicherweise auch schon von dir selber weißt, da wieder rauskommen. Wie sagt Meike Winnemuth so schön? Man darf auch die Fragen feiern. Denn es ist wichtig, sich selbst manchmal solche Fragen zu stellen. Natürlich ist es nicht schön, keine Antwort zu haben. Aber dann begibt man sich eben auf die Suche. Und du wirst deine Antworten finden, da bin ich mir sicher :)

      Das hoffe ich auch. Als ich am Wochenende mein Radiointerview hatte, war ich ja quasi „gezwungen“, es laut und live im Radio zu sagen. Das war total verrückt, aber auch sehr befreiend. Und gar nicht so schwer. Und das zu erleben war so viel wertvoller, als die Tatsache überhaupt im Radio zu sein. Wir sehen oft die Erfolge anderer und bewundern sie, obwohl wir gar nicht wissen, wie sie sich dabei fühlen und ob diese „Erfolge“ für uns die richtigen wären. Oft sind die kleinsten Ereignisse die größten. :)

      Ich hoffe du kommst bald aus den Zweifeln heraus. :)

  • Antworten ThatYvo 7. Februar 2017 um 21:57

    Es ist so schön, das zu lesen! <3 Und du hast recht – du bist sogar mehr als gut genug!

  • Antworten Ronja 9. Februar 2017 um 19:38

    Liebe Tasmin,
    vielen Dank für deinen Gedankenanstoß!
    Und was ich dir unbedingt noch mitgeben will, ist, dass alleine das „ich bin gut genug“ doch schon wieder ein Vergleich ist. Ein Vergleich mit Normen, Ansprüchen von Außen an die Gesellschaft und ja somit auch in gewisser Weise an dich. Klar gibt es immer Menschen, die besser sind, die schneller oder schlauer sind, die das Leben irgendwie erfolgreicher meistern, oder uns nur das positive/oberflächliche sehen lassen. Ist ja auch tausendmal bequemer, als sich nie negativen Dinge im Leben anzusehen. Doch auch diese Menschen haben irgendwo einen Mangel, haben Ängste oder Zweifel. Weil die JEDER hat und das natürlich ist und vollkommen okay. Allein, dass man das erkennt und annimmt ist glaube ich der erste Schritt zur einem „gefestigteren Ich-Sein“. Und somit finde ich ein „gut genug“ noch viel zu wenig – „Du bist gut so wie du bist“. Du bist wunderbar und einzigartig. Und das ist jeder auf seine ganz eigene verzaubernde Art. Doch leider wird das von vielen nicht erkannt, manchmal einfach nur, weil es der falsche Zeitpunkt ist oder der falsche Gegenüber. Aber es wird sich alles fügen, wenn es ein Herzenswunsch ist – und das ist dein Autoren Dasein glaube ich allemal!
    Hört niemals auf an euch zu glauben. Alles wird gut.

    • Antworten Tasmetu 14. Februar 2017 um 10:37

      Liebe Ronja, bitte entschuldige die späte Antwort. Die Prüfungsphase hat mich etwas verschluckt.
      Damit hast du natürlich recht. Soweit zu sein, dass man das Vergleichen abstellen kann, wäre natürlich schön, aber momentan bin ich da ehrlich gesagt einfach noch nicht. Aber ich arbeite darauf hin. :)
      Und auch zum Rest kann ich nur nicken. Jeder hat Macken, aber jeder ist auch wundervoll. :)
      Danke dir für die lieben Worte, ich kann sie nur an dich zurückgeben. <3

  • Antworten Bookish Smalltalk #4 [Februar] • Zeit zu Lesen 21. Februar 2017 um 11:01

    […] stolzer bin ich auf die liebe Tasmin, die einen wunderbaren Artikel zum Thema “Ich bin gut genug” geschrieben hat. Persönlich, bewegend, mutig, wichtig und richtig. Bitte lesen. Bitte […]

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