Kolumnen / Autorenleben

Die Zukunft, das böse Monster

Standard, 12. Januar 2017, Tasmetu,7595 Views19 Comments

Wenn ich momentan an die Zukunft denke, werde ich wütend und traurig und frustriert und genervt und dann verdränge ich sie schnell wieder. Das liegt nicht nur an Trump und Klimawandel und einfach der ganzen Welt, sondern vor allem an meinem Privatleben. 2017 ist das Jahr der Entscheidungen für mich und ich hasse es. Ich hasse es so sehr, dass ich mittlerweile wütend werde, sobald jemand anfängt über die Zukunft zu reden oder mir auch nur eine klitzekleine Entscheidung abverlangt. Und wenn ich dann wieder alleine bin und die Wut abgekühlt ist, bleibt da nur noch dieses Gefühl, ausgehöhlt und leer zu sein. Eine Leere, die nur durch dieses große Fragezeichen der Ungewissheit bestimmt wird.

Der Weg hierher

Es macht mich vollkommen wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was kommt. In der Schule habe ich immer gewusst, was ich wollte und ich musste mir auch nie Gedanken über das nächste Jahr machen, denn ich würde ja immer noch an der Schule sein und war mir sicher, direkt nach der Schule irgendwas mit Medien zu machen. Tja, aber irgendwann kam der Zeitpunkt, wo die Schule vorbei war. Ich machte ein Praktikum, genoss einige Woche die Freiheiten des Nichtstuns und begann dann zu studieren.

Die Tatsache, dass mein Studiengang eine Geisteswissenschaft ist, war mein erstes Problem. Dauernd diese Frage: „Und was machst du dann damit?“ – die Frage kam sogar schon VOR meinem Studium, als mein Abschluss noch meilenweit weg war. Ich hatte keine Antwort und mit jeder hochgezogenen Augenbraue meines Gegenübers wurde ich wütender. Mein Gott, ich weiß es halt noch nicht. Lasst mich doch erstmal machen. Ich finde schon einen Weg. Nur weil ich jetzt nicht weiß, was ich in 3 Jahren machen will oder weil in der Studienbeschreibung keine 5 ausgezeichneten perfekten Berufe für genau diesen Abschluss stehen, heißt das nicht, dass das nicht mein Weg ist und ich auf die Fresse fliege. Bis heute möchte ich jedem ins Gesicht schlagen, der mir diese Frage stellt und mich ansieht, als habe ich den Verstand verloren, nur weil ich den Mut hatte, ein Risiko einzugehen.

Diese Fragen und der Verlauf meines Studiums führten allerdings sehr effizient dazu, dass ich dauernd über die Zukunft nachdachte. Mein Studium führt zu keinem Beruf, aber ich entdeckte meine Leidenschaft und wich weiter diesen beschissenen Fragen aus. Ich klammerte mich an die optimistische Aussage meines Abi-Ichs: „Zum Zeitpunkt des Bachelors weiß ich schon, was ich machen werde.“ Ha. Ha. Ha. ….

Die Unsicherheit der Gegenwart

Nächstes Semester schreibe ich meinen Bachelor. Das macht mir eine Heidenangst, nicht nur wegen der Prüfung an sich. Denn was kommt danach? Ich weiß es nicht.
Die letzten Jahre habe ich damit verbracht, neben meinem Vollzeit-Studium meine Blogs zu gründen und zu führen, zwei YouTube Kanäle anzufangen und zu bestücken und außerdem 4 komplette Bücher zu schreiben (und insgesamt gut 250 zu lesen). Ich habe Praktika absolviert, die mir nur gezeigt haben, was ich NICHT machen will und ich habe lauter Absagen von Verlagen für meine Manuskripte bekommen und bin selbst von einem eBook-Deal zurückgetreten. Ich war bei der Agentur für Arbeit und habe mich beraten lassen, was gut war, mir aber auf lange Sicht nicht geholfen hat. Ich habe nach Mastern gesucht, von denen ich 98% nicht machen KANN und von den verbleibenden 2% die Hälfte nicht machen WILL und bei den restlichen Studiengängen nicht nur die Hürde des Eignungstests, sondern auch die des nicht vorhandenen Geldes vor mir habe. Yay. Ich habe mit Menschen gesprochen, die mich kennen und mit Menschen, die mich nicht kennen. Ich habe Sport und Spaziergänge ausprobiert, Infomaterial gelesen und bin nach wie vor da, wo ich am Anfang war.

Das lässt mich aktuell in einer Situation zurück, mit der ich nicht umgehen kann. So gar nicht. Es ist diese Art von Situation, in der man die ganze Zeit gerne weinend, schreiend, schweigend auf dem Boden liegen und die Decke anstarren und einschlagen will. Und da kommen sie auch schon, die Fragen der Vertrauten und Bekannten: „Ah, und was machst du dann nach dem Bachelor? Ist ja nicht mehr lang, nicht wahr?“ Das Bedürfnis, sie anzuschreien ist riesig, stattdessen ziehe in den Kopf zwischen die Schultern, sage kleinlaut „Weiß nicht, wird sich schon was finden“ und hasse mich danach ein, zwei, sieben Stunden lang selbst für diese Lüge.
Bisher habe ich keinen („klassischen“) Beruf entdeckt, den ich ergreifen will. Und es widerstrebt mir zutiefst, einen Job zu ergreifen, bei dem ich nicht zumindest hoffen kann, dass er mir Spaß machen wird. Ich renne im Kreis und schaffe mir damit meinen eigenen Graben. Er riecht nach Angst und Schweiß und vergebener Mühe und Tränen. Ich hasse diesen Graben. Und laufe noch eine Runde wütend im Kreis.

Finde deine Leidenschaft – ja, und dann?

Wann immer man Texte zur Berufswahl liest, steht da, dass man herausfinden soll, was man wirklich machen will und dann würde alles ganz leicht sein. Okay, schön. Erstens ist das für viele Leute überhaupt nicht so leicht. Es gibt so viele Menschen da draußen, die keine brennende Leidenschaft für irgendetwas in sich tragen und auch genügend, die diese Leidenschaft nicht als Beruf ausüben wollen. Und es gibt auch genügend Leute, die weit mehr als einen Traum haben und dann immer noch nicht wissen, wohin.
Und zweitens gibt es da noch so ein klitzekleines Problem: Nicht jede Leidenschaft lässt sich mühelos in einen Job umwandeln. Ich bin an einem Punkt, an dem ich meinen Traum kenne und weiß, was ich machen will. Autorin sein. Das ist es, was ich jedem sage, der es hören (oder auch nicht hören) will: Ich werde Autorin. Aber ich kann es nicht umsetzen, denn dazu brauche ich Verlage und die haben mich bisher nur abgelehnt [Selfpublishing ist derzeit keine Option]. Auch meine Blogs machen mir Spaß, aber auch damit verdiene ich kein Geld und kann es nicht als meinen Beruf bezeichnen, obwohl es sich sehr wohl so anfühlt.
Und wenn der Bachelor, der große böse Endgegner meines Studiums, besiegt ist – was dann? Ergreife ich dann einen anderen, „normalen“ Job und werde meinen Traum aufgeben, weil ich es nicht schaffe Bücher zu schreiben und Vollzeit zu arbeiten (und 2 Blogs und 2 YouTube Kanäle zu führen)? Oder bin ich dann einfach arbeitslos und hechle meinem Traum hinterher, der immer so kurz vorm Ziel zu zerplatzen scheint?
Lebe deinen Traum – ja, ich versuche es doch. Ich versuche es SO SEHR. JEDEN VERDAMMTEN TAG. Aber manchmal reicht es eben nicht.

Auf der Stelle treten

Und so kommt es, dass meine Flamme der Kreativität gerade ausbrennt. Ich habe keine Lust mehr, Videos zu drehen, habe keine Ideen mehr für Kolumnen, finde die Hälfte der gelesenen Bücher einfach scheiße obwohl sie es nicht sind und vermeide in meinem Freundeskreis das Thema der Zukunft, als sei es eine ansteckende Seuche. Und sobald mich jemand nach meinen Büchern oder meinem Studium fragt, platzt mein Kopf fast vor Wut und Verzweiflung, obwohl ich eigentlich glücklich sein sollte, dass es da tatsächlich Menschen gibt, die mein Werdegang interessiert und die es nur gut meinen.

Ich weiß, dass ich mit dieser Angst vor der Zukunft nicht alleine bin. Ich weiß, dass es da draußen viele Leute gibt, die keine Ahnung haben, was sie in 3 Monaten tun werden und die genauso viel Panik vor der Ungewissheit hinter dem Abschluss (oder was auch immer) haben wie ich. Aber es fühlt sich nicht so an. Ich kann hier nicht für alle sprechen, aber ich fühle mich in dieser Situation gerade sehr alleine. Denn es ist mein Leben und meine Zukunft und momentan hat es die Form eines Fragezeichens und ich hasse Fragezeichen – zumindest momentan. Ich trete auf der Stelle und finde keinen Ausweg, während die Zeit durch meine Finger rinnt wie Sand.

Das Monster töten

Aber Jammern bringt nichts. Jaja, ich habe gerade ungefähr 15 Minuten eures Tages mit meinem Gejammer gestohlen und ich möchte mich dafür auch von ganzem Herzen entschuldigen. Trotzdem war es nötig, denn ich bin mir sicher, dass das hier irgendjemand heute hören muss: Du bist nicht alleine. Und das Monster lässt sich töten. Denn das Monster ist gar nicht die Zukunft selbst, das Monster ist die Angst in dir. Und es ist normal, Angst zu haben. Es ist normal, sich zu fürchten, wenn man nicht weiß, wohin der Weg geht. Es ist normal, von anderen genervt zu sein, weil sie die Situation nicht verstehen und/oder dumme Ratschläge geben. Es ist normal, traurig und wütend zu sein, wenn der Traum nicht wahr wird und/oder man das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten. Es ist normal, überfordert zu sein und vor lauter Frust aufgeben zu wollen. Es ist normal, Ratgeber aus dem Fenster in ein brennendes Feuer werfen zu wollen. Es ist normal, alle Gefühle auf einmal zu fühlen und trotzdem nicht zu wissen, wohin mit sich.

Nur weil du nicht weißt, wo es hingeht, heißt das nicht, dass der Weg nicht trotzdem schön wird. Und nur weil er jetzt gerade vielleicht hässlich und anstrengend ist, bedeutet das nicht, das er immer so bleiben wird. Auch, wenn du die Orientierung verloren hast: Geh weiter.

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19 Kommentare

  • Antworten Sarah Force 12. Januar 2017 um 12:10

    Hallo liebe Tasmin.

    Ich habe gerade deinen Post gelesen und einen richtig fetten Kloß im Hals bekommen. Mir ging es bis Ende letzten Jahres ganz genauso wie dir. Ich kann mich mit jedem deiner Worte identifizieren, spüre, dass dieser beklemmende Druck im Magen auftaucht und diese allumfassende Angst. Die Verzweiflung und die Wut dieser bescheuerten Fragerei gegenüber. Ich habe auch Geisteswissenschaften studiert und mich mit genau denselben Problemen konfrontiert gesehen und bin ähnlich wie du dran kaputt gegangen. Wahrscheinlich kann keines meiner hier geschriebenen Worte dir irgendwie helfen, aber ich probiere es trotzdem mal:
    Ich habe Anfang letzten Jahres einen Weg gewählt, der sicher erschien. Einen Weg, mit dem andere zufrieden waren. Es tat gut, diese blöden Fragen los zu sein und ich dachte, ich sei endlich „sicher“. Doch ich hatte mich selbst belogen, weil das nicht der Weg war, der für MICH der richtige war. Also habe ich Ende letzten Jahres die Reißleine gezogen und mich für den unsicheren, schwierigen Weg entschieden.
    Was soll ich sagen … es war die beste Entscheidung, die ich seit meinem Abitur getroffen habe. Mir geht es seitdem wieder richtig gut. Ich genieße das Leben, ich stehe montags mit einem Lächeln auf und bin kreativ und produktiv wie nie zuvor. Weil endlich alles harmoniert: Niemand fragt mehr blöd nach, ich habe eine Arbeit, die mich ernährt, Zeit zum Schreiben und mache etwas, was mir Spaß macht und mich auf eine emotionale Art mehr als bereichert.
    Damit will ich dir nicht deinen Frust nochmal überdeutlich aufzeigen. Bitte versteh mich nicht falsch! Ich will dir sagen, dass du etwas findest. Genau dann, wenn du es nicht erwartest. Ich bin im Studium echt so richtig vor die Hunde gegangen (ich habe dazu auch einen Blogpost verfasst: Hier woraus du lesen kannst, WIE schlecht es mir ging. Ähnlich wie dir jetzt) und habe mich extrem minderwertig gefühlt. Zwei Jahre lang hatte ich keinen Job, der mir auch nur im Ansatz irgendeine Existenzgrundlage beschert hätte und sah dabei zu, wie alle anderen schon dabei waren, Familien zu gründen und ihre Gehaltserhöhungen zu kassieren.
    Aber es gab einen Weg da raus und den wirst du finden. Davon bin ich wirklich mehr als überzeugt. Du bist so kreativ, vielseitig talentiert und interessiert. Wenn ich das hinbekommen habe, schaffst du das doch auch. Da bin ich mir sicher. Lass dich nicht fertig machen. Bleib stark und Kopf hoch.
    Es findet sich alles. Versprochen. Halte nur noch ein bisschen durch.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut!
    Liebe Grüße,
    Sarah

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 11:07

      Liebe Sarah,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich bin absolut baff wie viele Leute auf diesen Beitrag reagiert haben und das gleiche empfinden / empfunden haben. Aber dein Kommentar war der erste und ich hatte fast Tränen in den Augen. Wir sind nicht alleine und das ist so schön zu erfahren :)
      Du hast mich gerade so sehr motiviert, danke dir <3

  • Antworten Luana 12. Januar 2017 um 16:35

    Liebe Tasmin,
    Es hat mir gerade so viel Mut gemacht, deinen Text zu lesen, dass ich ihn gleich wahrscheinlich nochmal lesen muss. Du beschreibst das Gefühl, das ich vor ein paar Monaten hatte, auf den Punkt. Da war ich auch kurz vor meiner Bachelor-Arbeit, vor den letzten Klausuren, kurz davor also, die letzte Hürde zu nehmen. Ich habe zwar keine Geistes- sondern wine Sozialwissenschaft studiert, doch gefühlt haben wir noch schlechtere Jobaussichten (zumindest erzählen uns das immer alle). Und nein, nur weil ich Politikwissenschaften studiere, werde ich NICHT automatisch Politiker!
    Meine Kommilitonen hatten innerlich schon längst mit dem Studium abgeschlossen und strebten in die Wirtschaft, was mir irgendwie nie im Leben einfallen würde. Und überall, wirklich überall wurde über den Jobeinstieg geredet: in den Vorlesungen, bei den Gesprächen mit meinem Prof zur BA-Arbeit, in meiner Familie, in meinem Freundeskreis. Und natürlich gab es auch ein eigenes Pflichtseminar zum Karriereeinstieg, das uns in hübschen Grafiken zeigte, dass wir mit dem Studium eigentlich gar nichts anfangen können.
    In meinem Umfeld gibt es viele, die irgendwie immer wissen, was sie wo tun wollen. Und es gibt genauso viele, die mutig sind und ausprobieren und einen Schritt zurück machen, damit sie zwei nach vorne springen können. Ich bin aber irgendwie weder das eine noch das andere, bin weder mutig noch überzeugt.
    Inzwischen habe ich den Bachelor hinter mir und habe einen Masterplatz ab Februar, was sich einerseits gut anfühlt, weil ich ein kleines bisschen mutig war (es wird ein technischer Master O.O), aber andererseits bleibt auch das mulmige Gefühl im Bauch, dass ich die Berufsentscheidung nur wieder um zwei Jahre nach hinten geschoben habe…
    In dem Sinne: Du bist nicht allein, viele, viele andere haben die gleichen Probleme und Sorgen! Und genau wie du schreibst: Wir sollten weiter machen, irgendwie unseren Weg gehen, denn das Leben ist nie leicht, und man bekommt nichts geschenkt.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und stillere Freunde und Familienmitglieder :P
    Luana :)

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 11:12

      Liebe Luana (wundervoller Name übrigens!),
      oh Gott, danke danke danke für deine lieben Worte!
      Ich habe auch so viele Leute, die mich umgeben, die halt schon arbeiten und ausgezogen sind usw oder die in ihren Nebenjobs total aktiv sind. Da fühlt man sich immer ganz schrecklich. Von den Kommentaren von verschiedenen Seiten ganz abgesehen.
      Ich bin auch ganz erstaunt wie viele Leute auf diesen Beitrag reagiert haben, wir sind wirklich nicht alleine. :) Danke nochmal :)
      Liebe Grüße

  • Antworten David 12. Januar 2017 um 16:41

    Oh, wie gut ich das nachvollziehen kann. Das Studium ist bei mir vorbei, geändert hat sich trotzdem nichts. Ich bin in einen Job gerutscht, der zum Studium passt, aber es ist nicht das, was ich machen will. Das große Problem: ich weiß gar nicht, was ich machen will und was ich sonst gut genug kann. Manchmal denke ich, dass man das auch einfach akzeptieren kann, dass jeder sein Hobby zum Beruf macht und nur den Job wählt, den er total liebt, das ist auch eher eine neue Erfindung. Und auch das würde für mich bedeuten, dass ich alle 3-4 Jahre den Job wechseln müsste, ich kann mir fast gar nicht vorstellen, dass mir irgendetwas auf Dauer in Vollzeit Spaß macht. Ich blogge ja auch und dachte eine Zeit lang „Geil, Videospieljournalismus, das mache ich“, aber da wäre ich nach einigen Jahren ebenso unglücklich (wie so gut wie jeder, der länger in dieser oder einer anderen „Hobby“branche arbeitet.)
    Die idealste Lösung wäre wohl, mehrere kleine Jobs statt einem großen zu haben, das fände ich interessant. Vormittags den einen, nachmittags den anderen. Oder eben alle paar Jahre wechseln.
    Ich hab überhaupt nur Abitur gemacht, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst anstellen soll. Und dann hab ich studiert, weil ich auch dann noch nichts wusste. Manchmal frage ich mich, ob diese Leute, die mit 16 (oder früher) schon den Plan für ihr ganzes Leben haben, lügen. Und ob ich sie bewundern oder bemitleiden soll.
    Aber irgendwie werden wir schon alle unseren Weg finden :) Früher oder später.

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 11:43

      Lieber David,

      nein, ich glaube nicht, das sie Lügen. Die Generationen vor uns sind ja auch sehr sehr sehr lange in ihren Jobs glücklich gwesen, die sie als junge Leute begonnen haben. Und ich kenne tatsächlich kaum jemanden der Realschulabschluss (oder Hauptschulabschluss) hat und unglücklich mit der Entscheidung ist. Es sind interessanterweise immer nur die Abiturienten und Studenten. Zumindest in meinem Freundeskreis. Ich weiß also, dass die Leute nicht lügen, wenn sie wissen was sie machen wollen. :)
      Und du solltest sie weder bewundern noch bemitleiden. Vergleich dich einfach gar nicht mit ihnen. Das ist deren Leben und du lebst deins. Du gehst deinen Weg und sie ihren. :)
      Und danke dir für den tollen Kommentar :) Und du wirst deinen Weg auch noch finden! :)

  • Antworten Nanni 12. Januar 2017 um 21:09

    Ein sehr schöner und bewegender Text.
    Ich weiß noch von meiner eigenen Angst, ganz abgelegt habe ich sie immer noch nicht. Ich habe ein Diplom und habe meinen Job gerne gemacht. Aber jetzt bin ich Mutter und alles ist anders und eigentlich darf ich keine Angst vor der Zukunft haben, denn jetzt habe ich nicht mehr nur Verantwortung für mich, sondern auch noch für meine kleine Tochter. Und trotzdem überrennt mich die Angst an manchen Tagen mit voller Wucht. Seit meine Mama im letzten Jahr gestorben ist, kann ich mich auch nicht mehr mit „Hauptsache wir sind alle gesund“ aufmuntern.
    Ich versuche dann daran zu denken, dass schon alles zu seiner Zeit kommt. Dass man eben manchmal einen steinigen Umweg gehen muss, um ans Ziel, das wie auch immer aussieht, zu kommen. Und wenn es nicht gut geht, dann ist es nicht das Ende ;)
    Ich drück dich und wünsche dir von Herzen, dass du zumindest diese doofen Gefühle los wirst. Komm gut durch die Bachelor Arbeit und danach steht dir die Welt offen ;)
    Liebe Grüße
    Nanni

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 11:57

      Liebe Nanni,

      danke dir für deinen ehrlichen und lieben Kommentar. Nur weil man Mutter wird, verwandelt man sich nicht plötzlich in eine unverletztliche Superwoman. Du bist immer noch ein Mensch, der komplexe Gefühle hat und auch jedes Recht hat, sie zu fühlen. Auch wenn du vor deinem Kind stark sein möchtest, darfst du Angst haben – denn die Tatsache, dass du Gefühle hast macht dich überhaupt erst so stark. Und es ist so normal, Angst zu haben und sich auch mal schlecht zu fühlen, v.a. wenn man noch ein Kind hat das man mit Liebe überschütten und beschützen möchte und wenn man wie du auch noch einen schlimmen Verlust hatte. Mit dir ist also alles in Ordnung, kopf hoch! Du wirst einen Weg finden, so wie ich auch und du bist in Ordnung so wie du bist. :)
      Falls es dir hilft: Ich glaube fest daran, dass am Ende alles einen Sinn ergibt. Mir hilft das immer wieder, wenn ich down bin :)
      Dir auch eine gute Zeit und danke nochmal <3

  • Antworten Nora 12. Januar 2017 um 21:17

    Ich kann dich so gut verstehen. Ich habe auch totale Angst vor Zukunft und keine Idee was ich machen will. Dabei war das nicht immer so. Ich wusste mit 17 genau was ich machen wollte und hatte mir in meinem Kopf grob einen 10 Jahresplan gemacht. Nur leider hat das alles nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe, da ich mehrmals durch die Abschlussprüfungen gefallen bin, aufgrund enormer Prüfungsangst. Nun hangel ich mich von verschiedenen Praktika und Nebenjobs um dabei irgendeine Idee zu entwickeln, was ich machen will. Ich kenne die Fragen und gut gemeinte Ratschläge nur zu genügen. Ganz besonders macht mich der Satz wütend: “ Du bist fast 30. Du musst doch ein Plan von deinem Leben haben“. Nein verdammt, habe ich nun mal noch nicht. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Ich bin mir sicher, wir machen unsern Weg und erreichen unser Ziel auch wenn wir noch nicht oder nicht mehr wissen, was eigentlich unser Ziel ist.

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 12:18

      Liebe Nora,
      wir sind wirklich nicht alleine. Ich habe jetzt auf den Beitrag so viele Reaktionen erfahren und wir sind nicht alleine und irgendwann kommt man da auch wieder raus.
      Aber kannst du deinen Traum von damals noch verwirklichen? Weil dann würde es sich doch lohnen, es damit noch zu versuchen, oder?
      Egal ob es diesen Traum noch gibt oder du gerade einen neuen suchst, ich bin mir sicher, dass du deinen Weg noch finden wirst, auch wenn es länger dauert. :)
      Liebe Grüße

  • Antworten Eliana 12. Januar 2017 um 21:45

    Hi Tasmin,
    diese Gedanken und Gefühle die du beschreibst kenne ich sehr gut. 2016 war mein Jahr der Entscheidungen. Ich hatte im Sommer eine Ausbildung beendet und war genau ein Tag glücklich darüber…aber dann fing der ganze Scheiß an. Was nun? Was hast du vor? Diese Fragen sind so unglaublich dumm. Ich war nach meiner Ausbildung dann ein halbes Jahr arbeitslos…was an sich nicht so schlimm ist. Schlimm ist nur wie die Gesellschaft mit so was umgeht. Es wird schon als ein Misserfolg dargelegt. Ein Fehler in dein Lebenslauf. Und irgendwann hatte die Gesellschaft mich so krass verbogen dass ich das auch wirklich glaubte.
    Doch ich habe Jobs tatsächlich abgelehnt. Und das hat man mir übel genommen. Doch das ist egal. Ich bin daran gewachsen. Es ist wichtig Entscheidungen zu treffen, die für dich gut sind. Das müssen wir uns immer wieder klar machen.
    Seit 2 Wochen arbeite ich nun in einer Firma, aber ich fühle mich da manchmal fehl am Platz. Keine Ahnung wie lange ich das jetzt ausprobieren möchte…auch das sind wieder Entscheidungen…zu verstehen wie weit man Wege geht um doch nochmal die Möglichkeit hätte zu wenden. Also du siehst…das ganze Leben ist eine riesen Straße mit vielen Kreuzungen. Und an jeder Kreuzung fragt man sich: Nach links, nach rechts, geradeaus oder einfach parken und warten?
    Das hört sich alles mega deprimierend an, ich weiß. Aber was ich gelernt habe ist folgendes: Der Beruf ist nichts absolutes, das ist mit der Zeit formbar. Ich möchte trotz dass ich einen Job jetzt habe (ich arbeite als Chemielaborantin in einer Pharmafirma), auch wie du ein Buch veröffentlichen. Nicht unbedingt Vollzeit-Autorin werden, aber mein Buch in Händen halten und stolz sein, auf die Welt, die nur dank mir existiert.
    Tasmin, du darfst gerne wütend und verzweifelt sein. Du darfst auch gerne alles anzweifeln. Das ist total menschlich. Manchmal habe ich Angst dass wir genau das vergessen. Wir sind Menschen, mehr nicht. Und das ist total in Ordnung so.
    Wichtig ist mit sich selbst im Reinen zu sein. Kannst du dich selbst leiden? Magst du dich so wie du bist?
    Das sind vielleicht die Fragen, die sich keiner versucht zu stellen, weil die Gesellschaft deine Berufswahl schon fast damit gleichsetzt und somit vergessen wir so was.
    Ok…ich bin ein bisschen abgeschweift :D Ich wünsche dir alles Gute in jeder Hinsicht. Dein Blog/Youtubekanal war mir in 2016 eine große Hilfe. Dankeschön.
    Grüße Eliana

    • Antworten Tasmetu 13. Januar 2017 um 12:56

      Liebe Eliana (schöner Name <3),
      gut zu wissen, dass man so ein schwerwiegendes Jahr auch irgendwie übersteht :D Und nein, es ist nicht schlimm eine Lücke im Lebenslauf haben. Ich glaube die Gesellschaft denkt ganz oft in der Struktur eines durchgängigen Lebenslaufs - dabei ist das total Quatsch. Arbeit ist nicht alles im Leben.
      Danke dir für deine lieben Worte, sie helfen mir sehr. Freut mich auch sehr, dass ich anscheinend ein Teil deines Weges war / bin. Ich hoffe es geht für dich gut weiter und dein Weg bietet dir noch ein paar schöne Überraschungen. <3

  • Antworten Tatze 15. Januar 2017 um 12:02

    Liebe Tasmin,

    ein wirklicher wunderbarer Beitrag. Vielen, vielen Dank, dass du ihn hier teilst. Ich wusste auch sehr lange nicht, was ich mit meinem Studium später anfangen soll, aber auf einer anderen Ebene als du. Denn es gibt einfach so viele Wege, die man einschlagen kann, dass ich mich nicht entscheiden konnte, also sagte ich immer: „Ich studiere so lange bis ich weiß, was ich machen will.“ Lustigerweise ist es jetzt genau so gekommen. In den letzten Mastersemestern ist mir langsam klar geworden, was ich machen möchte und jetzt verfolge ich dieses Ziel auch.
    Ich wünsche dir sehr, dass du bald deinen Weg findest. Versuch dir keinen Stress zu machen. Ich glaube, dass sich alles irgendwie schon fügt. ;)

    Liebste Grüße,
    Tati

    • Antworten Tasmetu 19. Januar 2017 um 9:06

      Liebe Tati,
      danke dir für deinen Kommentar.
      Das ist richtig schön zu hören, ich freue mich sehr für dich. :) Die Möglichkeit „so lange zu studieren, bis ich es weiß“ ist bei mir halt leider nicht wirklich eine Option, einerseits finanziell, andererseits auch wegen dem Druck von außen. Ja, scheiß auf die anderen, aber es macht einen auf Dauer ja auch kaputt die ganze Zeit zu hören, dass man endlich arbeiten soll und dass man ja so faul ist und was weiß ich.
      Aber ich hoffe, ich finde meinen Weg. :)
      Liebe Grüße
      Tasmin

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