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Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten | Rezension

Standard, 14. November 2016, Tasmetu,7820 Views6 Comments
Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten by Becky Chambers
Published by Fischer Verlage Genres: Science Fiction
Pages: 544
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four-stars

„Da war ein Sternennebel, eine Explosion aus Licht und Staub, der glühend heiße Leichnam eines uralten Riesen. In den Falten des Gasnebels schlummerten, sanft leuchtend, Trauben ungeborener Sterne.“

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten by Becky Chambers
Published by Fischer Verlage Genres: Science Fiction
Pages: 544
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Die Autorin:

Becky Chambers kommt aus Kalifornien und ist die Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- & Raumfahrttechnikers. Sie hatte zahlreiche Jobs und lebte ist Schottland und Island, bevor sie ihr erstes Buch „Der lange Weg zu einem einem kleinen, zornigen Planeten“ (OT: „The long way to a small angry planet“) veröffentlichte.

Die Story:

Rosmary Haper braucht einen Neuanfang. Und den findet sie auf der Wayfarer, einem nicht gerade luxuriösen Raumschiff, das Wurmlocher in den Raum reißt. Mit an Bord sind Crewmitglieder der unterschiedlichsten intergalaktischen Spezien, jede mit ihrer eigenen Kultur und Geschichte. Als Captain Ashby dann einen sehr gefährlichen Auftrag annimmt, machen sie sich auf die lange Reise ins Ungewisse.

Meine Meinung:

Eigentlich ist SciFi ja nicht wirklich mein Genre, aber dieses Buch hatte mich aus unterschiedlichsten Gründen gereizt. So hatte ich u.a. aus dem englischsprachigen Raum nichts als großes Lob für dieses Buch gehört, also stürtzte ich mich voller Erwartungen und Hoffnungen in die Geschichte. Es konnte zwar nicht ganz mit dem Hype mithalten, war aber dennoch verdammt gut.
Chambers nimmt uns nicht nur mit in die Zukunft, sondern mit ins All. Und zwar nicht in große Schlachten oder Kriege, sondern in ein Schiff, das Wurmlöcher erschafft, damit andere besser reisen können. Allein diesen Gedanken fand ich schon großartig. Und das war noch lange nicht das Beste an diesem Buch.
Offiziell ist Rosemary die Hauptprotagonistin, aber ich habe sie eher als „Ankerpunkt“ in der Geschichte verstanden. Es wird aus der Sicht von ganz unterschiedlichen Charakteren berichtet, aber Rosmary ist sozusagen immer der Fixpunkt, an den wir zurückkehren und mit dem die Geschichte beginnt und endet.
Alle Charaktere sind einzigartig, individuell und auf ihre ganz eigene Weise liebenswürdig. Bei manchen braucht es seine Zeit, bis man sie ins Herz schließt, aber das ist im wahren Leben ja nicht anders. Hier beginnt einer der besten Aspekte des Buches: Die Diversität. Auf diesen 544 Seiten lernen wir nicht nur Spezies kennen, die ein bisschen anders aussehen oder sprechen als wir. Nein, Chambers hat komplexe Kulturen und Lebensweisen erschaffen, die weit über alle Oberflächlichkeiten hinausgehen. Angefangen bei dem Umgang mit Beleidigungen bis hin zur Definition von Liebe, Familie und Geschlecht. Die Art des Denken, Lebens und Liebens varriert stark und doch finden alle auf dem Schiff – und auch in großen Teilen der restlichen, ziemlich komplexen Galaxies – zusammen. Wir lernen so viele Ansichten kennen und erfahren dabei, dass es zwar nicht immer einfach ist, so viele unterschiedliche Wesen zu vereinen, es aber mit dem nötigen Maß an Toleranz und Akzeptanz durchaus möglich ist. Eine wundervoller Nachricht, wie ich finde.
Diese Diversität in Sachen Charakteren und Kulturen ist stark mit mit dem Weltenbau verknüpft und sorgt dafür, dass wir ein gutes Bild vom Leben in der GU – der Galaktischen Union – haben. Auch die Geschichte der Menschen kommt vor, auch wenn sie nicht penetrant im Vordergrund steht. In diesem Buch sind alle Lebewesen im All gleich viel wert – ob man sie nun mag oder nicht, ob sie nun schleimig sind oder aggressiv oder irgendwie seltsam sind – und das spürt man hier andauernd. Auch werden grundlegende, philosophische Fragen gestellt und es wird über den Tellerrand hinaus gedacht. Es ist nicht wirklich politisch, auch wenn Politik eine Rolle spielt. Es werden so viele Themenbereiche angesprochen, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Und daran liebte ich alles. Die Art, eine so komplexe Geschichte zu erzählen, war genau nach meinem Geschmack.
Generell habe ich dieses Buch sehr genossen, ich wurde ein Teil der Crew und fühlte mich dort bald richtig Zuhause. Es war sehr schwer für mich, mich auf den letzten Seiten von ihnen zu verabschieden, vor allem da dieses Buch quasi ein Einzelband ist. Es wird zwar eine Fortsetzung geben, aber diese knüpft bei den Nebencharakteren und nicht bei der Wayfarer Crew an, wenn ich das richtig gesehen habe. Trotzdem freue ich mich darauf, auch wenn ich am liebsten jetzt sofort wieder zurück auf das Wayfarer Schiff möchte.

Ich kann das Buch durch und durch empfehlen, allerdings muss ich euch warnen: In meinen Augen kam es nicht ganz an diesen wahnsinnigen Hype heran. Ich fand es sehr gut, auf verschiedenen Ebenen, aber mit diesem Hype konnte es in meinen Augen dennoch nicht mithalten. Deshalb war ich, v.a. am Anfang vermutlich auch ein wenig… wie soll ich sagen? Nicht enttäuscht, aber doch etwas überrascht, dass es mich nicht auf der Stelle mitgerissen und sprachlos zurück gelassen hat. Ihr solltet hier vielleicht nicht so übermäßig viel erwarten, sondern euch einfach auf ein Buch freuen, was erfrischend anders und vor allem komplex und wundervoll vielfältig ist.

Ein fantastisches Buch, das die Diversität und Toleranz inmitten einer komplexen Welt – einem komplexen Universum – voller Leben feiert

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Anmerkung: Dieses Buch war ein Rezensionsexemplar des FISCHER TOR Verlags – vielen vielen Dank! :)

Nächstes Buch: Ich gebe dir die Sonne – Jandy Nelson

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6 Kommentare

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