Buchstabensalat

5 Romane, deren Erzähltechniken alle Schreibbegeisterten neugierig machen werden | Gastbeitrag

Standard, 22. September 2015, Tasmetu,8759 Views2 Comments

Heute gibt es mal wieder einen Gastpost auf meinem Blog – und zwar von Marie. :)


 

„Liest du den Roman eigentlich nur, weil du die Erzähltechnik so interessant findest, oder gefällt er dir wirklich?“, fragte mich eine Freundin argwöhnisch, als ich ihr im Sommerurlaub von Karen Joy Fowlers „Die Cooke Schwestern“ vorschwärmte. Heute glaube ich, dass ich den Roman auch so mag – und doch war es diese besondere Erzählweise, die direkt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

 

Manche Romane fangen nicht am Anfang der eigentlichen Geschichte an, sie haben mehr als nur den einen Protagonisten oder sie lassen den Leser bis zum Ende im Dunkeln tappen. Ich liebe solche Bücher, die einfache dieses gewisse „Etwas“ haben, eine Erzählweise, die sie besonders macht.

 

Für meinen Guestpost habe ich mir heute einmal mein Bücherregal vorgenommen und darin gestöbert, bis ich die Romane gefunden habe, deren Erzähltechniken mich als begeisterten Leser und Autor am schnellsten neugierig machen konnten!

 

  1. Unabhängig von der chronologischen Reihenfolge: „Die Cooke Schwestern“ von Karen Joy Fowler

Die Protagonisten dieses Romans erzählte als Kind leidenschaftlich gerne Geschichten, ihr fehlten nur die Erwachsenen, die sich diese auch zu jeder Tageszeit anhören wollten. Von ihren Eltern bekam sie daher zwei Tipps: Ihre Mutter riet ihr, immer wenn sie drei Dinge erzählen wollte, eins davon auszusuchen und die anderen beiden wegzulassen, während ihr Vater ihr dazu riet, jeweils den Anfang ihrer Geschichte auszulassen und direkt beim Mittelteil einzusetzen. Als die Erzählerin nun ihre Lebensgeschichte erzählt, macht sie auch genau das: Sie fängt in der Mitte an, zu dem Zeitpunkt ist sie bereits in der Schule und der Leser ahnt schnell, dass irgendetwas an dieser Familie jedoch anders ist. Was es ist, erfährt er jedoch erst nach der Hälfte des Romans, wenn die Erzählerin den Mittelteil beendet und nun ganz am Anfang ihres Lebens einsetzt – entgegen der chronologischen Reihenfolge der Geschehnisse.

 

  1. Ein wenig verrückt und ganz in Alterssprache: „Schau mir in die Augen, Audrey“ von Sophia Kinsella

Selten hat mir ein Roman einfach so viel Spaß gemacht wie dieser und hier ist es in erster Linie die Stimme der Erzählerin, die so einzigartig ist: Audrey spricht größtenteils in Alterssprache, spricht mitunter direkt mit dem Leser und erzählt dabei im Präsens, als hätten wir die Möglichkeit neben ihr zu stehen und die Erlebnisse direkt mitzubekommen. Mich hat begeistert, wie real sich der Roman damit anfühlte – als wäre Audrey die beste Freundin, die nur von der letzten Woche erzählt.

 

  1. Aus der Kindesperspektive erzählt: „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee

Die Protagonistin aus diesem Roman ist Scout, ein kleines Mädchen irgendwo in den Südstaaten der USA in den 30er Jahren. Während die Erwachsenen über den Rassismus diskutieren, sieht Scout die Welt aus Kinderaugen. Ihre Sichtweise ist damit mitunter naiv, immer aber auch unbefleckt. Sie bewertet nur selten was die Menschen um sie herum tun, umso öfter reagiert sie dafür mit Unglauben auf die Ereignisse. Ihre kindliche Perspektive erlaubt so zwar einen mitunter auch kritischen, aber vor allem vorurteilslosen Blick auf die Handlung.

 

  1. „Solange wir lügen“ von E. Lockhart

An diesem Roman ist vieles einzigartig, aber vor allem ein Detail, das so viele andere Bücher auch haben: Es gibt nur einen Perspektivträger, sprich nur einer Erzähler, aus dessen Sicht wir die Geschehnisse erfahren. Was diesen Roman jedoch so besonders macht, das ist, dass wir schnell merken, dass wir dem Erzähler nicht immer trauen können. Ob wir nur ihre Sichtweise erfahren oder ob diese tatsächlich der Realität entspricht – die Autorin lässt den Leser bei dieser Frage ziemlich lange im Dunkeln tappen.

 

  1. „Zerbrechlich“ von Jodi Picoult

Ganz anders macht es dieser Roman vor: In dem Buch, das von einem chronisch kranken Kind erzählt, darf mal die Mutter erzählen, mal der Vater, mal die Schwester. Wer nie erzählen darf und wessen Sichtweise wir damit auch nicht erfahren, das ist, die erkrankte Willow selbst. Außerdem wird sie von allen Erzählern in der 2. Person Singular, also mit „Du“, angesprochen, wobei sich auch der Leser mitunter in Willows Lage versetzt fühlt.

 


Marie von Book Camp

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2 Kommentare

  • Antworten Sayuri 22. September 2015 um 23:55

    Sehr interessante Perspektiven. Ich kenne noch „Wir wollten nichts wir wollten alles“ Dieses buch wird in der ich perspektive von Louise erzählt und Louise ist aber tot. Sie erzählt ihre Geschichte, einmal ind er Vergangenheit und einmal in der Gegenwart als sie Tot ist und als würde sie neben ihren Eltern noch als Geist existieren. Sehr interessant zu lesen.

  • Antworten Anna 25. September 2015 um 21:38

    „Alterssprache“? Wirklich? Sollte das nicht eher Alltagssprache heißen? Damit hat sich der Blogbeitrag für mich leider vollständig disqualifiziert.

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