Kolumnen / Autorenleben Projekt 2016

Über Momente des Zweifelns

Standard, 14. November 2014, Tasmetu,9569 Views1 Comment

Es ist erst sieben Uhr abends, doch ich fühle mich, als wäre es 4 Uhr morgens und ich seit 48 Stunden auf den Beinen. Dabei hatte ich letzte Nacht einen guten, langen Schlaf. Doch meine To Do Liste hat mich erschlagen. Sie ist über mich hergefallen, hat mir einen Kinnhaken verpasst und mich unter sich begraben.

Es waren anstrengende letzte Wochen. Es war viel los, der Stress war und ist immernoch hoch und irgendwie sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels. Dabei ist mein Leben gerade so, wie ich es haben möchte. Meine To Do Liste und ich sind nämlich derzeit eigentlich richtig gute Freunde, ich stehe früh auf und ich bin wahnsinnig produktiv, ich arbeite für meine Ziele, schaffe es alles unter einen Hut zu bringen. Ich bin hochmotiviert und wach in den allermeisten Vorlesungen, lese viele Texte, bereite die Stunden nach und fühle mich fast so ein bisschen wie ein frischer Erstsemester. Der Blog läuft, die FBM war überragend, es gibt viele Videos, die FB Likes, YouTube Abos und Twitter Follower steigen langsam aber beständig und es macht mir nach wie vor unglaublich viel Spaß. Und auch sonst läuft alles wunderbar.

Und doch gibt es diese Tage, an denen man sich gerne einfach unter einer warme Decke verkriechen und nie wieder aufstehen möchte. Wo man niemanden sehen will und gleichzeitig nichts mehr braucht als eine Umarmung. Wo Zweifel aus den dunkelsten Ecken hervorkriechen und einen wie Dämonen angreifen. Wo man sogar alles hinschmeißen möchte.

Manchmal gibt es für diese Tage gar keinen bestimmen Anlass, es ist einfach nur viel passiert und man kommt nicht mehr mit dem Verarbeiten hinterher und wenn dann die To Do Liste auch nocht extrem lang ist – auch wenn sie trotzdem machbar ist – wird eben manchmal alles zu viel. Alte Fragen und Gedanken steigen in einem hoch und der Schatten des Zweifels legt sich auf alles, auf das man vor einer Stunde noch stolz war.

Und das ist vollkommen okay.

Ich für meinen Teil weiß, dass ich auf solche Warnsignale und die Gefühle, die dabei aufkommen, gut aufpassen muss, weil sie gefährlich werden können. Aber ich weiß auch, dass sie normal sind, dass ich sie auch mal zulassen muss. Denn mein Körper möchte mich mal wieder auf den Boden zurückholen: Es gibt auch noch etwas anderes als To Do Listen. Hart für seine Träume arbeiten ist das eine. Wenn man sich dabei aber nicht selbst verlieren will, muss man auch manchmal einen Gang zurückschalten. Und ich muss mich daran erinnern, dass es bei Projekt 2016 eben nicht nur darum geht, ungeheuer viel Arbeit in den Blog zu stecken oder zwanghaft Dinge zu unternehmen und jeden einzelnen Tag gut drauf zu sein. Es geht auch darum mich in den ganzen Prozessen nicht selbst zu verlieren, herauszufinden wer ich bin und wer ich sein möchte.

Und ich möchte nicht perfekt sein. Denn das ist utopisch, niemand wird dieses Ziel je erreichen. Ich möchte jeden Tag etwas Positives im Leben gesehen haben, jeden Tag lächeln, was jedoch nicht heißt, dass ich den ganzen Tag gut gelaunt sein muss. Ich möchte auch einmal Schwächen zeigen können und auch mal ohne Grund traurig sein dürfen. Zweifeln dürfen.

Ich darf dabei nur nicht aufgeben. Denn das ist der Kampf, den ich begonnen habe und den ich vorhabe zu gewinnen: Den Zweifeln standhalten und weitermachen. Weiterkämpfen.

Und ich hoffe, dass ich vielleicht eines Tages jemand anderem zeigen kann: Wenn du dich mal schlecht fühlst, ist das vollkommen in Ordnung. Aber vergiss nie, dass es weitergeht. Das Leben ist im Allgemeinen wundervoll, auch wenn wir es nicht jeden Tag sehen und wertschätzen können. Das Kämpfen lohnt sich. Vertraue mir.

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1 Kommentar

  • Antworten Henni 16. November 2014 um 20:58

    Hallo Tassi,

    dein Beitrag ist wirklich schön und motiviert auch.
    Momentan bin ich ziemlich inaktiv, was aber nicht heißt, dass ich aufgegeben habe oder keinen Spaß mehr habe, nein. Ich habe momentan andere Fixpunkte, lese SEHR VIEL, sammle neue Ideen und neue Energie um bald noch mehr bieten zu können.

    Manchmal braucht ein Mensch nur etwas Ruhe oder etwas Abstand von allem, um mal wieder zu sehen, wofür es Wert ist, diesen Aufwand im Leben für alles zu Betreiben.
    Das man mal wieder sieht, wie gut es einem tut, wenn man tut, was man eben tut.

    Hab eine schöne Zeit und lass du dich auch nicht unterkriegen! :)

    Liebe Grüße
    Henni

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